Mittwoch, 27. November 2013

Sarasota - eine Stadt zum Träumen



Sarasota
Schade, wieder einmal geht ein wunderschöner Tag zu Ende!
Der Wetterbericht hatte voraus gesagt, dass es heute ein wenig regnen sollte und die Sonne sich höchstens eine Stunde lang sehen lassen würde!
Aber als wir morgens an den Strand kommen, sieht es mal wieder so aus:
 

 Der Sand liegt gleißend weiß im frühen Morgenlicht, ist  fein wie Puder und würde in jede Sanduhr dieser Welt passen!

Er ist weich und knirscht beim Gehen  wie Schnee unter den Füßen!
Aber ein ziemlich heftiger Wind weht und treibt den feinen Sand über den Strand, in unsere Haare und Augen und knistert ab und zu auch zwischen den Zähnen!
Aber das ist uns egal! Hauptsache ist, dass die Sonne scheint und dass  wir unseren ausgedehnten  Morgenspaziergang machen können!









 Gestern haben wir Sarasota erreicht und uns gleich ein bisschen in diese schöne Stadt verliebt!




Die Ringling - Bridge von Lido- Key nach Sarasotsa


Als wir über die große Brücke in die Stadt hinein fahren, empfängt uns als erstes diese entzückende, wenn auch sehr große, Skulptur!
Sie ist nach einem Foto geschaffen worden, das nach dem Kriegsende 1945 auf dem Times Square aufgenommen wurde! (Sie ist ca. 5 Meter groß!)
 
 Wie übermütig und glücklich diese Beiden aussehen, und wie froh sie sind, dass der Krieg endlich zu Ende ist!
                                     Das Originalfoto von 1945


Wunderschön ist es auch am Hafen! Ein herrlicher Weg führt vorbei an Spielplätzen,  überdachten Grillmöglichkeiten, Sportanlagen, unendlich vielen Segelbooten und Jachten!
Wir haben den  Abend genossen und  auch mal wieder einen Sonnenuntergang der Extraklasse und freuen uns auf den nächsten Tag (der ja nicht so schönes Wetter haben sollte!).

Er ist dem Besuch des Museums der Zirkusfamilie Ringling gewidmet!
Die Geschichte Sarasotas  ist eng mit der Geschichte dieser Zirkusfamilie verbunden und man kann wohl kaum etwas über Sarasota erzählen, ohne auch von dieser Zirkusfamilie zu berichten!

Ab 1860 erlebte die Gegend um Sarasota eine Welle von Zuwanderungen.  Die meisten Einwanderer kamen um  1885 mit der Ankunft einer Gruppe von Siedlern aus Schottland - sie sollten helfen, das kleine ländliche Dorf in eine geschäftige Gemeinde zu verwandeln. Diese schottischen Farmer wurden mit einer Serie von Werbeaktionen, die Sarasota als die reichste und schönste Gegend in Florida anpriesen, angelockt. Als sie allerdings kurz vor Weihnachten 1885 dort ankamen, wurden sie nicht von einer geschäftigen, blühenden Gemeinde, wie ihnen versprochen wurde, empfangen, sondern von einer ausgefahrenen Schotterstraße, ein paar Hütten und einem einzigen größeren Gebäude. Die „Stadt" Sarasota existierte nur auf dem Papier. Doch die neuen Siedler waren kühn und widerstandsfähig, und mit gegenseitiger Hilfe bauten sie Straßen, Schulen, Wohnhäuser und Farmen. Auch die folgenden sehr harten Winter (es fiel Schnee in der Sarasota Bay) überlebten sie.
Die Bedeutung des Tourismus wurde auch damals schon erkannt. Eines der ersten Gebäude war das großartige Bayfront Hotel, das „DeSoto". Dampfschiffe von Tampa und Züge vom „Panhandle" (der Nordwesten Floridas) kamen in die sich rasch entwickelnde Stadt Sarasota mit Besuchern, die das Fischen, die Jagd und die Schönheit der Umgebung genießen wollten.
Viele Besucher blieben und auch die in Tampa stationierten Soldaten des „Spanisch-amerikanischen Krieges" verließen die Armee und siedelten sich in Sarasota an. Mit einer Steigerung der Einwohnerzahl um 42 % in 10 Jahren wurde Sarasota im Jahre 1902 zur „Stadt" ernannt. John Hamilton Gillespie wurde er erste Bürgermeister. Gillespie, Sohn eines schottischen Adeligen, belebte den Tourismus in Sarasota, indem er einen der ersten Golfplätze Amerikas bauen ließ.
Die Schönheit Sarasotas lockte nun den Geschäftsmann an, der den meisten Einfluss auf die Geschichte Sarasotas haben sollte -
 den Zirkus-Magnaten John Ringling.
Sein Bruder Charles und er kauften viel Land in Sarasota und Umgebung auf. John Ringling erwarb ein Grundstück nördlich von Sarasota und baute dort den berühmten Ringling Komplex mit dem Kunstmuseum, dem Wohnhaus Ca’d’Zan (das ist ein venezianischer Dialekt und bedeutet „Haus des John" ) und dem Zirkusmuseum. Gebaut wurde von 1924 – 1926. Einiges wurde dann erst nach der Weltwirtschaftskrise fertig gestellt.
John Ringling investierte auch viel in Grundstücke auf den vorgelagerten Inseln. Er besaß alles, was er von seinem Haus sehen konnte, von St. Armands Key (Lido Key) bis zum südlichen Longboat Key. Sein Plan war es, das Festland mit einer Serie von Brücken mit den Inseln zu verbinden, so dass der Automobilverkehr bequem das von ihm geplante Luxushotel auf Longboat Key erreichen konnte. Schließlich wurde auch eine Brücke nach Lido Key gebaut, aber Ringlings Ritz-Carlton Luxushotel wurde nie vollendet und der Bau der Brücke nach Longboat Key wurde abgebrochen, als 1929 der Aktienmarkt zusammenbrach.

Doch Sarasota entwickelte sich weiter, nicht zuletzt durch die Rivalität der Ringling Brüder, die sich gegenseitig mit dem Bau von diversen Gebäuden übertrumpften. Der Bauboom in den zwanziger Jahren wurde durch den Zusammenbruch an der Wall Street jäh unterbrochen. Einige Hurrikans zerstörten große Teile der Stadt und töteten hunderte von Menschen. Aber wieder half John Ringling der Wirtschaft Sarasotas, indem er es zum „Winterhome" seines damals weltbekannten Zirkus´ machte.
Einen neuen Boom gab es in den späten 1940er Jahren, als viele Jungverheiratete auf der Suche nach erschwinglichen Häusern nach Sarasota kamen. Die Besiedelung beschränkte sich zu diesen Zeiten hauptsächlich auf das Festland.
Erst als die Grundstücke auf dem Festland durch Grundstückspekulationen zu teuer wurden, wurden langsam auch die Inseln als Wohngegend genutzt. Heute allerdings befinden sich die günstigeren Grundstücke wieder auf dem Festland und Sarasota wächst weiterhin beständig.
So weit ein kleiner Ausflug in die Geschichte Sarasotas, ohne die man kaum verstehen kann, was die Menschen hier in den vergangenen 150 Jahren geschaffen haben und welche Bedeutung die Ringlings für diese Stadt hatten und bis heute haben!




                


    Ringling – der Zirkus


Die Geschichte dieses großen Zirkusunternehmens beginnt etwa um 1870!
Die fünf Ringling-Brüder aus der winzigen Stadt  McGregor am Mississippi versuchten, durch kleine Zirkusvorstellungen der Langeweile ihrer bäuerlichen Heimat zu entkommen.
Sie nahmen einen Cent Eintritt und John und seine vier Brüder unterhielten eine Handvoll Freunde und Bekannte. Der vierjährige John spielte den  Clown, seine älteren Brüder ritten auf einem Pony oder präsentierten stolz eine Ziege, die sie sich eigens für den Auftritt geliehen hatten. Doch die kindliche Show wurde zum Ausgangspunkt einer beispiellosen Karriere.
 Nicht einmal vier Jahrzehnte später war der Name Ringling das Synonym für spektakuläre Zirkusunterhaltung. Der einstige Kinderclown John war zu einem mächtigen Mann in der Unterhaltungsindustrie geworden, der die besten Artisten der Welt in seine Shows holte. Aus der Ein-Cent-Show der kleinen Ringling-Bande war ein Millionen-Unternehmen herangewachsen, das im New Yorker Madison Square Garden die "Größte Show der Welt" präsentierte. John Ringlings Erfolgsgeschichte wurde die Verwirklichung des amerikanischen Traums.




 Schöne Zirkuswagen, die heute im Museum zu bewundern sind


John Ringling und seine Brüder - deren deutschstämmiger Vater den Familiennamen Rüngeling anglisiert hatte - machten sich Ende der 1880er Jahre auch in Großstädten wie Chicago einen Namen. Ihre Zelte waren damals  schon lange nicht mehr aus ausgedienten Armeedecken zusammengeflickt, sondern boten inzwischen 4000 Zuschauern Platz - und auch der Eintrittspreis war auf 50 Cent gestiegen. Aus unbeholfenen Amateuren waren in wenigen Jahren findige Unternehmer geworden. Ihr Geschäftsmodell passte perfekt in eine Zeit, als die Industrialisierung den Menschen Arbeit und bescheidenen Wohlstand sicherte, ihnen aber noch kaum professionelles Entertainment bot.

Überall stießen Zirkusunternehmen nun in diese Lücke und begründeten die goldene Ära des Zirkus, die bis Ende der zwanziger Jahre dauern sollte. Im deutschen Kaiserreich entstand 1905 "Circus Charles", aus dem einmal Europas größter "Circus Krone" werden sollte. In der Zirkusstadt Hamburg konkurrierten mit den Familien Hagenbeck, Renz und Busch gleich drei bekannte Familienbetriebe miteinander. Überall in Frankreich, Deutschland, Russland und natürlich in Amerika kündigten bunte Plakate Sensationen und Superlative an: Furcht erregende Tiger zeigten darauf fauchend ihre Krallen, knapp bekleidete Akrobatinnen schwebten graziös durch die Lüfte, oder exotische Kängurus hüpften durch Manegen.


Eine Kleinstadt unterwegs per Zug

Das Konzept ging auf: Neugier, Sensationslust und ein Hauch von Gefahr und Abenteuer lockte die Massen an. Die größten Zirkusse gingen gar auf Welttournee. Im Jahr 1900 etwa verzauberte der US-Zirkus Barnum & Bailey die Hamburger mit einem gigantischen Massenspektakel: Vier Wochen standen in der Elbmetropole zwölf riesige Zeltpavillons, von denen allein der größte 12.000 Zuschauer fasste. Frenetisch feierten die Besucher Zirkus-Weltstar Flavio Togni und seine indischen Elefanten.





Auch menschliche Besonderheiten – wie siamesische Zwillinge, die dickste Frau oder der größte Mann der Welt wurden ausgestellt und bestaunt






Doch die Konkurrenz schlief nicht, und die meisten Zirkus-Superlative waren nicht von Dauer.
1907 wurde Barnum & Bailey nach einem Jahr zäher Verhandlungen vom Konkurrenzunternehmen Ringling geschluckt - der wichtigste Coup der Ringling-Brüder, die damit zum bedeutendsten Zirkusunternehmen der Welt wurden. Für Akrobaten und Clowns, Tiger und Löwen des neuen Riesenzirkus' (der noch bis 1919 getrennt auftrat) wurde ein Zug mit bis zu hundert Eisenbahnwaggons benötigt. Für jeden Auftritt ging fast schon eine Kleinstadt von an die 1200 Angestellten auf Reisen, jährlich legten sie dabei bis zu 40.000 Kilometer zurück.

Nicht nur der gigantische Logistikaufwand brach etliche Rekorde, sondern auch die Auftritte selbst. 1920 schrieb der Deutsche Hugo Schmitt Zirkusgeschichte, als er während einer Show mit sage und schreibe 55 Elefanten auftrat und es mit dieser Darbietung ins "Guinness Buch der Rekorde" schaffte. Zu Weltruhm brachte es in den zwanziger Jahren auch die Tigerdompteuse Mabel Stark, die sich mit ihrem 250 Kilogramm schweren Lieblingstiger Rajah sogar das Bett geteilt haben soll. Ihre Aufführungen waren so spektakulär, dass manch ein Zuschauer vor Schreck in Ohnmacht fiel - etwa, wenn Stark sich scheinbar leichtsinnig zum Publikum drehte und hinter ihrem Rücken ein Tiger zum Sprung ansetzte und ihr in den Rücken fiel.
Die ganze Welt befand sich um die Jahrhundertwende für mehrere Jahrzehnte im Zirkusfieber.
 Das Maß aller Dinge blieb aber John Ringlings Unternehmen. Als 1929 die Weltwirtschaftskrise auch die Zirkusbranche erschütterte, hatte er noch genügend Kleingeld, um seinem Imperium gleich sechs bankrotte Großzirkusse einzuverleiben. Dabei hatte er eigentlich schon längst aufgehört, sich allein auf dieses Geschäft zu verlassen. Längst investierte er in Eisenbahnlinien, gründete eine eigene Bank und beteiligte sich bei etlichen Firmen. Unermüdlich bastelte er auch an einem Projekt, das ihn berühmter machen sollte, als es jede noch so raffinierte Artistennummer konnte:

Seine im toskanischen Stil in Sarasota in Florida errichtete Riesenvilla füllte er mit den wertvollsten Kunstwerken der alten Welt, darunter Gemälde von Peter Paul Rubens, Antonius van Dyck oder Nicolas Poussin.

Vielleicht ahnte Ringling, dass Kunst weniger vergänglich sein würde als das, was ihn reich gemachte hatte.
Nach seinem Tod 1936 wurde sein Anwesen in ein Museum umgewandelt, das bis heute Tausende von Besuchern anzieht.
 Die Zirkusbranche hingegen geriet bald in eine Existenzkrise, in der sie sich auch wohl heute noch befindet!

    
 Die "Kanone" mit der die Artisten über 60 m weit geschossen werden konnten.



 


Der Palast der Ringlings:
         Ca´d ´Zan   (bedeutet: Haus des John)






Ringling erbaute direkt am Strand nördlich von Sarasota die berühmte
Villa Cà d'Zan als Domizil für sich und seine Frau Mable. Sie liebten es, in  italienischen Möbeln der Renaissance zu wohnen und sich und ihre Gäste bei großen, ausgelassenen Festen zu verwöhnen.

 Jedes Detail in dieser prächtigen Villa hat eine Geschichte zu erzählen.


Mable ließ einen wunderschönen Rosengarten mit über 1000 Pflanzen anlegen. John gab ein Dampfschiff mit prächtiger Innenausstattung  in Auftrag, das Besucher und Freunde nach Bedarf benutzen konnten!



        Nachdem die große Villa fertig gestellt war, ließen die Ringlings auf jeder Seite einen weiteren Flügel anbauen, um die Kunstwerke, die sie auf Auktionen in der ganzen Welt gekauft hatten, ausstellen zu können.

Der Innenhof wird von 91 antiken Säulen verschiedenen Stils umgeben. Einige stammen aus dem 11. Jahrhundert. Es gibt antike Statuen und an der Stirnseite des Gartens steht Michelangelos David!






                                                                    



 In dem Kunstmuseum sind Werke von der spätmittelalterlichen Malerei bis zur Kunst aus dem 20. Jahrhundert zu bewundern.






 Ringling war es ein ganz besonderes Anliegen, den Menschen in seiner Heimat die Kunst des alten Europa präsentieren zu können!



Eines der vielen, vielen Bilder fand ich besonders anrührend:
                                             Die blaue Madonna 


 In Sarasota befindet sich eine große Anzahl an Gebäuden und Plätzen, die von der Zirkusfamilie Ringling gestaltet und finanziert worden sind.
Unter anderem auch  eine Zirkusschule und zwei Mal im Jahr findet ein großes Kinderzirkusfest statt, bei dem die Kinder die Akteure sind.


Es gibt noch so unglaublich viel über diese Stadt und ihre Geschichte zu berichten, und ich  merke, dass ich  „vom Hundertsten ins Tausendste“  komme und mein Bericht viel ausführlicher geworden ist als ich eigentlich wollte. 

Aber uns hat wirklich sehr berührt, wie - im Grunde - selbstlos John Ringling für diese Stadt gesorgt hat! Es war ihm so wichtig, all das Schöne, das er und seine Frau geschaffen und gesammelt hatten, für die Stadt und ihre Menschen zu erhalten!
Am Ende seines Lebens besaß er noch 300 Dollar, aber er wollte auf keinen Fall eines seiner Gemälde verkaufen! Die Einwohner seiner so geliebten Heimatstadt sollten immer die Mögkichkeit haben, diese einzigartigen Kunstwerke zu betrachten.

Ein Grund für meine ausführlichen Berichte ist natürlich unsere Begeisterung für diese schöne Stadt, aber - ich muss es ehrlich gestehen - auch das stürmisch-kalte Wetter des heutigen Tages hat mir Zeit und Muße dafür gegeben.

Es wäre toll, wenn ich bei jemandem Interesse geweckt habe!?
Möchte jemand noch mehr wissen oder gar selbst hierher reisen?

Zu diesem Entschluss können wir nur von ganzem Herzen gratulieren!

Es ist wunderschön hier und in der gesamten Region 

und ganz bestimmt nicht nur eine  Reise wert!!!!








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