Freitag, 21. Oktober 2016

Teil 2 Notlandung in Neufundland



                                               Teil 2
                                         
Ne, aber auch! Da geht man einmal  in die Luft und schon muss notgelandet werden. Aber ich und der Kapitän, wir haben das alles ganz gut gemeistert!

 

 

Bevor Bruno dazwischen quatscht ,will ich versuchen, die ersten 24 Stunden unserer Reise in Worte zu fassen und ein wenig zu beschreiben:


Wir sind, seit wir Frankfurt Richtung Florida verlassen haben,  ungefähr 6 Stunden unterwegs und irgendwo über dem Atlantik! 

Uns wurde ein leckeres Essen, Kaffee und sogar ein kleines Gläschen Sekt zur Feier unserer Reise serviert.Die gute alte Lufthansa lässt sich nicht lumpen.

Ich gucke gerade den 3. Spielfilm, als sich doch plötzlich das gesamte Entertainmentprogramm abschaltet! Alle Bildschirme sind schwarz.


Überall Stirnrunzeln und lange Gesichter. Es wird auf Knöpfe gedrückt, an Steckern gerüttelt - nichts! 

Dann kommt diese  Durchsage:

„This is a case of emergency!! This is a case of emergency!!


Hier spricht Ihr Flugkapitän!

Im Cockpit hat sich Qualm entwickelt! Wir haben unsere Route geändert und werden in Neufundland  auf dem Flughafen GANDER notlanden.“

Zu dem Stirnrunzeln und den langen Gesichtern kommen aufgeregte Stimmen!

Und wieder ertönt der Lautsprecher: „Sollten sich Angehörige von Feuerwehren, anderen Fluggesellschaften und ausgebildetes Sanitätspersonal  an Bord befinden, bitten wir diese, sich vorn beim Steward zu melden!“

Die aufgeregten Stimmen werden lauter. Wir hören hastige Erklärungsversuche für diejenigen, die sich gerade noch im Tiefschlaf befunden und vom ´case of emergency´ noch gar nichts mitbekommen hatten.

„Aber, meine Damen und Herren und liebe Kinder“ fährt unser Kapitän fort“, „bitte machen Sie sich keine Sorgen, wir haben die Lage total im Griff!!“


Es wird still.


Alle versuchen angestrengt, sich keine Sorgen zu machen!! 

Da geht so mancher Film ab im Kopf, und Harry und ich halten uns an den schweißnassen Händen.....
Noch eine Dreiviertelstunde bis zur Notlandung in Gander, Neufundland,  hatte der Kapitän angekündigt. 
Eine sehr lange Dreiviertelstunde........



Wenn doch bloß dieses verflixte Entertainmentprogramm wieder angeschaltet würde, die Stewardessen nicht so fest auf ihre Sitze geschnallt , die Toiletten wieder Beleuchtung hätten und zur Benutzung freigegeben würden, würde uns das mit dem ´sich keine Sorgen machen´ ja eventuell fast gelingen!

Aber so?

So achten wir auf jedes Geräusch und als wir durch die dichte Wolkendecke über Neufundland fliegen und als diese riesengroße Maschine dabei ganz schön wackelt und als rumpelnd das Fahrwerk ausgefahren wird und als wir schließlich eine Armada von blinkenden Feuerwehren auf dem Rollfeld sehen, wird uns doch ganz schön mulmig im Bauch. Der hat nun nämlich schon seit einigen Stunden weder den längst fälligen Snack noch ein Tässchen heißersehnten Tee oder Kaffee bekommen!

Aber Hunger und Durst sind vergessen, und wir sind sehr dankbar, als die Maschine endlich sicher aufsetzt, zum Stehen kommt und nichts passiert ist und die Erleichterung sich in einem brandenden Applaus Bahn bricht und so manche Träne unterdrückt oder schnell weggewischt wird.









Uns muss nun erst einmal klar werden, wo auf dieser großen Welt wir uns eigentlich befinden.

Eine große Wandkarte in der Flughalle gibt Auskunft:





Aha, da ist Kanada und da ist Neufundland, aha, eine große Insel mit zerklüfteten Küsten und mit vielen kleinen Inseln drumrum.

Ach, und da ist ja auch die Stadt Gander, die uns zwar nicht den sicheren Hafen, aber doch den sicheren Flughafen geboten hat! Ein Flughafen im Nirgendwo.

(Den müssen wir unbedingt noch googlen, denn große Erinnerungstafeln erinnern an die bewegte Geschichte dieses Flughafens im kanadischen Nirgendwo.Von hier, dem östlichsten Flughafen des nordamerikanischen Kontinents, starteten die amerikanischen Bomber Richtung Europa......!!)


 












Nun ist natürlich erst einmal Geduld, Geduld und Geduld gefragt in der ziemlich kühlen Ankunftshalle des Flughafens Gander, die mit so viel unerwartetem Besuch weder gerechnet hatte, noch dafür vorgesehen ist.

Aber fast alle mitreisenden Notgelandeten sind sehr diszipliniert und verständnisvoll!
Aber es gibt natürlich auch die Meckerer und Schimpfer, die die gute alte Lufthansa ja immer schon für total unfähig hielten und sich nun wieder einmal bestätigt fühlen!!

Besonders lobend erwähnen muss ich die vielen( es waren ca. 20 Kinder an Bord!)  außerordentlich braven, ruhigen Kinder. Sie lassen die stundenlange Warterei ohne zu Murren über sich ergehen. Sie spielen ruhig,sind lustig, werden von Eltern und Verwandten aber auch wirklich sehr gut betreut!!

Sogar ein alter Schulbus wird für den Transport des überraschenden Besuchs eingesetzt

 Die Verteilung der fast 400 Passagiere auf verschiedene Hotels klappt dann so nach und nach. Wir können uns sehr gut vorstellen, wie hier in dieser kleinen Stadt die Telefone heiß laufen und wie und was alles organisiert werden muss für den überraschenden Besuch.

Harry und ich haben Glück und werden in ein Hotel gebracht, das nur ca. 10 Minuten vom Flughafen entfernt ist! Von anderen Mitreisenden hören wir am nächsten Morgen, dass sie noch fast eine Stunde durch die Nacht gefahren wurden, um ein entfernter liegendes Hotel zu erreichen. 
Auch mussten sich wohl fremde Reisende ein Zimmer mit 2 großen Betten teilen! 

Es gibt eine Menge Geschichten zu hören am nächsten Morgen!





Selten hat mir der erste Kaffee so gut geschmeckt wie an diesem  Morgen danach!!




Ein echt kanadisches Frühstück aus Bratkartoffeln, Rührei, gebuttertem Toast und gebratener Wurst bringt dann auch die verlorenen Kräfte zurück, und die Kalorien reichen für einige Stunden Bäume fällen in der kanadischen Wildnis!






Etwas derangiert nach den vielen Aufregungen machen wir uns wieder auf den Weg



Bei strömendem Regen geht´s über das Rollfeld zur ersehnten Ersatzmaschine


An Bord empfängt uns unsere Crew von gestern. Der Kapitän grüßt gut gelaunt aus dem rauchfreien Cockpit,
und wir sind froh, nun endlich in die Wärme Floridas zu kommen!!!











1 Kommentar:

  1. Schön, dass Ihr uns schon Bilder geschickt habt. Wie mag Euch zumute gewesen sein, als Ihr freiwillig/notgedrungen das nächste Flugzeug bestiegen habt!
    Deine Beschreibung dieser emergency ist richtig packend, liebe Ute! Vielleicht wird Euch erst langsam bewusst, was Euch passiert ist.
    Ich warte ungeduldig.

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