Teil 2
Ne, aber auch! Da geht man einmal in die Luft und schon muss notgelandet
werden. Aber ich und der Kapitän, wir haben das alles
ganz gut gemeistert!
Bevor Bruno dazwischen quatscht ,will ich versuchen, die ersten 24 Stunden unserer Reise in Worte zu fassen und ein wenig zu beschreiben:
Wir sind, seit wir Frankfurt Richtung Florida verlassen haben, ungefähr 6 Stunden unterwegs und irgendwo über dem Atlantik!
Uns wurde ein leckeres Essen, Kaffee und sogar ein kleines Gläschen Sekt zur Feier unserer Reise serviert.Die gute alte Lufthansa lässt sich nicht lumpen.
Ich gucke gerade den 3. Spielfilm, als sich doch plötzlich
das gesamte Entertainmentprogramm abschaltet!
Alle Bildschirme sind schwarz.
Überall Stirnrunzeln und lange Gesichter. Es wird auf Knöpfe gedrückt, an Steckern gerüttelt - nichts!
Dann kommt diese Durchsage:
„This is a case of emergency!!
This is a case of emergency!!
Hier spricht Ihr Flugkapitän!
Im Cockpit
hat sich Qualm entwickelt! Wir haben unsere Route geändert und werden in
Neufundland auf dem Flughafen GANDER
notlanden.“
Zu dem Stirnrunzeln
und den langen Gesichtern kommen aufgeregte Stimmen!
Und wieder
ertönt der Lautsprecher: „Sollten sich Angehörige von Feuerwehren, anderen
Fluggesellschaften und ausgebildetes Sanitätspersonal an Bord befinden, bitten wir diese, sich vorn
beim Steward zu melden!“
Die aufgeregten Stimmen werden lauter. Wir hören hastige Erklärungsversuche für diejenigen, die sich gerade noch im Tiefschlaf befunden und vom ´case of emergency´ noch gar nichts
mitbekommen hatten.
„Aber, meine Damen und Herren und liebe Kinder“ fährt unser
Kapitän fort“, „bitte machen Sie sich keine Sorgen, wir haben die Lage total im
Griff!!“
Es wird still.
Alle versuchen angestrengt, sich keine Sorgen zu machen!!
Da geht so mancher Film ab im Kopf, und Harry und ich halten uns an
den schweißnassen Händen.....
Noch eine Dreiviertelstunde bis zur Notlandung in Gander, Neufundland, hatte der Kapitän angekündigt.
Eine sehr lange Dreiviertelstunde........
Wenn doch bloß dieses verflixte Entertainmentprogramm wieder
angeschaltet würde, die Stewardessen nicht so fest auf ihre Sitze
geschnallt , die Toiletten wieder Beleuchtung hätten und zur Benutzung
freigegeben würden, würde uns das mit dem ´sich keine Sorgen machen´ ja eventuell fast
gelingen!
Aber so?
So achten wir auf jedes Geräusch und als wir durch die dichte
Wolkendecke über Neufundland fliegen und als diese riesengroße Maschine dabei
ganz schön wackelt und als rumpelnd das Fahrwerk ausgefahren wird und als wir
schließlich eine Armada von blinkenden Feuerwehren auf dem Rollfeld sehen, wird
uns doch ganz schön mulmig im Bauch. Der hat nun nämlich schon seit einigen Stunden
weder den längst fälligen Snack noch ein Tässchen heißersehnten Tee oder Kaffee
bekommen!
Aber Hunger und Durst sind vergessen, und wir sind sehr
dankbar, als die Maschine endlich sicher aufsetzt, zum Stehen kommt und nichts passiert
ist und die Erleichterung sich in einem brandenden Applaus Bahn bricht und so
manche Träne unterdrückt oder schnell weggewischt wird.
Eine große Wandkarte in der Flughalle gibt Auskunft:
Aha, da ist Kanada und da ist Neufundland, aha, eine große Insel mit zerklüfteten Küsten und mit vielen kleinen Inseln drumrum.
Ach, und da ist ja auch die Stadt Gander, die uns zwar nicht den sicheren Hafen, aber doch den
sicheren Flughafen geboten hat! Ein Flughafen im Nirgendwo.
(Den müssen wir unbedingt noch googlen, denn
große Erinnerungstafeln erinnern an die bewegte Geschichte dieses Flughafens im kanadischen Nirgendwo.Von hier, dem östlichsten Flughafen des nordamerikanischen
Kontinents, starteten die amerikanischen Bomber Richtung Europa......!!)
Nun ist natürlich erst einmal Geduld, Geduld und Geduld
gefragt in der ziemlich kühlen Ankunftshalle des Flughafens Gander,
die mit so viel unerwartetem Besuch weder gerechnet hatte, noch dafür vorgesehen ist.
Aber fast alle mitreisenden Notgelandeten sind sehr diszipliniert und verständnisvoll!
Aber es gibt natürlich auch die Meckerer und Schimpfer, die die gute alte Lufthansa ja immer schon für total unfähig hielten und sich nun wieder einmal bestätigt fühlen!!
Besonders lobend erwähnen muss ich die vielen( es waren ca.
20 Kinder an Bord!) außerordentlich
braven, ruhigen Kinder. Sie lassen die stundenlange Warterei ohne zu Murren
über sich ergehen. Sie spielen ruhig,sind lustig, werden von Eltern und
Verwandten aber auch wirklich sehr gut betreut!!
Sogar ein alter Schulbus wird für den Transport des überraschenden Besuchs eingesetzt |
Die Verteilung der fast 400 Passagiere auf verschiedene
Hotels klappt dann so nach und nach. Wir können uns sehr gut
vorstellen, wie hier in dieser kleinen Stadt die Telefone heiß laufen und wie und was alles organisiert werden
muss für den überraschenden Besuch.
Harry und ich haben Glück und werden in ein Hotel gebracht, das nur ca. 10 Minuten vom Flughafen entfernt ist! Von anderen Mitreisenden hören wir am nächsten Morgen, dass sie noch fast eine Stunde durch die Nacht gefahren wurden, um ein entfernter liegendes Hotel zu erreichen.
Auch mussten sich wohl fremde Reisende ein Zimmer mit 2 großen Betten teilen!
Es gibt eine Menge Geschichten zu hören am nächsten Morgen!
Selten hat mir der erste Kaffee so gut geschmeckt wie an diesem Morgen danach!!
Ein echt kanadisches Frühstück aus Bratkartoffeln, Rührei,
gebuttertem Toast und gebratener Wurst bringt dann auch die verlorenen Kräfte zurück, und die Kalorien reichen für einige Stunden Bäume fällen in der kanadischen
Wildnis!
Etwas derangiert nach den vielen Aufregungen machen wir uns wieder auf den Weg |
Schön, dass Ihr uns schon Bilder geschickt habt. Wie mag Euch zumute gewesen sein, als Ihr freiwillig/notgedrungen das nächste Flugzeug bestiegen habt!
AntwortenLöschenDeine Beschreibung dieser emergency ist richtig packend, liebe Ute! Vielleicht wird Euch erst langsam bewusst, was Euch passiert ist.
Ich warte ungeduldig.