Freitag, 18. November 2016

                                                                        
                                                       Teil 11
 

Auf dem Weg zur 
Jarrell Plantation








Während unserer Fahrt sehen wir immer wieder riesige weiße Felder - erntereife Baumwolle! 





So liegt die geerntete Baumwolle dann zum Abholen bereit
















Wir sind dann ruckzuck da, denn die Plantation liegt nur gerade mal 15 km von Juliette entfernt!
Gleich an der Tür des kleinen Besucherzentrums wird deutlich, worum es auf dieser Plantation hauptsächlich ging: 

          Baumwolle


Die  Jarrell Plantation

wird im Reiseführer als besonders authentisch beschrieben und empfohlen, weil die ehemaligen Betreiber nicht legendäre, reiche Plantagenbesitzer waren, sondern eine einfache Siedlerfamilie, die die Plantage über 140 Jahre im Familienbetrieb geführt hat. Das macht uns natürlich neugierig. Gemütlich eingebettet in die Hügel liegen die Gebäude.

 
Das erste kleine Farmhaus,  in dem 12 Kindergeboren wurden!











 John Fitz Jarrell (1810 - 1884) gründete die Plantation in den 1840ern.







Einfache Stuben und Möbel, die alle handgefertigt wurden.
Das Leben war hart. 
Die Wälder mussten gerodet werden, um Felder für Baumwolle und Zuckerrohr anlegen zu können. Alle Dinge des täglichen Lebens wurden selbst hergestellt. 
Wir streifen durch das Farmgelände und versuchen, uns vorzustellen, wie die Menschen hier gelebt haben.






An dieser Feuerstelle wurde der Sirup aus Zuckerrohr hergestellt





   
In den Südstaaten gab es vor dem Bürgerkrieg  ungefähr eine halbe Million mittelständische Plantagen, die insgesamt  den damaligen weltweiten Bedarf an Baumwolle abdeckten.
Bis zum Bürgerkrieg arbeiteten 39 Sklaven auf der Jarrell Plantation.

Nachdem im November 1864 das  ca. 200 km entfernte Atlanta von den Truppen General Shermans völlig zerstört war (Rhett Butler rettete Scarlett O´Hara aus dem brennenden Atlanta!), zogen die Soldaten auf ihrem Marsch an die Küste (nach Savannah) auch durch die ländlichen Gebiete und an der Jarrell Plantation vorbei. Sie wurde damals teilweise verwüstet.
Sherman verfolgte eine Strategie der "verbrannten Erde". Er ordnete an, dass sich seine Truppen von erbeuteten Nahrungsmitteln versorgen und das, was sie nicht selbst benötigten, vernichten sollten. Außerdem ließ er die gesamte Infrastruktur zerstören. Von Atlanta aus hatte man schon damals mit der Eisenbahn jede Stadt der Südstaaten an einem Tag erreichen können.
Sherman selbst schätzte das Ausmaß der Zerstörung auf 
$100 Millionen! Den einstmals relativ hohen Lebensstandard in den Südstaaten gab es nicht mehr. 
Shermans Kriegsführung war stets sehr umstritten, und sein Name ist noch heute insbesondere unter Südstaatlern verhasst!

Die Jarrell Plantation überstand den Bürgerkrieg, eine Typhus-Epedemie, Käferbefall der Baumwollfelder. Benjamin Jarrell gab 1885 seinen Lehrerberuf auf, um die Farm weiter zu führen.
Nachdem immer mehr Baumwolle in Asien produziert wurde, stellte man nach und nach auf Forstwirtschaft um.

Zu der Plantage gehörte neben der Baumwollverarbeitung eine Schreinerei, in der auch die benötigten Möbel gebaut wurden. Es wurde Sirup hergestellt aus Zuckerrohr, es  gab eine Schmiede!
Mit einem  geschickten System gelang es, die Kraft von einer Dampfmaschine auf mehrere andere Maschinen zu übertragen. 

Sklaven waren oft sehr geschickte Handwerker. 
Die "Handwerkersklaven" wurden an andere Farmen und Plantations vermietet. Sie waren dadurch sehr "wertvoll"  und genossen eine "relative Freiheit".

Nach dem Bürgerkrieg kehrten einige der befreiten Sklaven auf die Plantation zurück und verdienten ihren Lebensunterhalt als "freie Angestellte".

  Die Familie Jarrell betrieb die Plantage über mehrere Generationen und stiftete die Ländereien und die Farmgebäude in den 1970er Jahren dem Staat Georgia. Ihr Wunsch war, dass ihre Plantation zu einer Stätte der Ausbildung und Erinnerung werden sollte, um jungen Menschen zu zeigen, wie früher hier gelebt wurde.


Das ehemalige Farmhaus, das 1920 gebaut worden war,  wird heute als Bed&Breakfast genutzt ( $ 180  die Nacht).
Es wird noch immer von Nachkommen der Jarrell Familie geführt.









Für uns war es sehr interessant, einiges über diesen Teil der amerikanischen Geschichte zu erfahren!
Wir haben es ja immer geahnt: die Arbeit der Siedler war sehr hart und ziemlich unromantisch!
Da mischt sich dann auch Bruno mal wieder ein und brummt so vor sich hin:
 Ihr könnt froh sein, dass ihr nicht als Siedler hier nach Amerika kommt und euch euer Bett erst einmal selber bauen müsst!

Da stimmen wir ihm natürlich gern zu, springen in unser Auto
und zurück geht´s in die Gegenwart und

                             back on the Road



















































1 Kommentar:

  1. Ist Baumwolle nicht ein herrlicher Rohstoff? Auch wenn in der Vergangenheit damit viel Leid der versklavten Menschen verbunden war!
    Danke für diesen gründlichen Bericht!
    Eure Me.

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