Montag, 5. Dezember 2016




                                                                     Teil 18

         Ein Besuch im Manatee Village


In Bradenton (ca. 10 km von Anna Maria Island entfernt) 
gibt es ein kleines Museumsdorf, das Manatee Village.

Und da wollen wir heute hin, weil ....unsere Insel liegt heute unter einer weißgrauen, kalten  Nebelwolke. 
Ja, auch das kann es hier mal geben, da steht der Golf von Mexiko wohl unserer Nordsee in nichts nach! See ist See und Meer ist Meer!!
Und deshalb: gedacht - gesagt - getan: Heute ist ein Ausflugstag!
Natürlich müssen auch die Regenjacken mit. Harry kramt den Schirm aus dem Koffer  - man kann ja  nie wissen.... und los geht die Fahrt. 
Und dann - wir wir sind noch keine Meile gefahren, haben gerade die Brücke überquert und  man gerade das Festland erreicht, trauen wir unseren Augen nicht:
Keine weißgraue, kalte Nebelwolke weit und breit! 
Nein! Der Himmel ist blitzeblau, es ist sehr warm, die liebe Sonne strahlt.
Regenjacken und Schirm wandern in den Kofferraum.

Auch gut, finden wir.
So ein Museumsdorf sieht mit Sonne sowieso viel schöner aus!!! 



Welchen Jungentraum Harry da wohl träumt?!
Gleich am Eingang erwartet uns eine gute alte Dampflok, die liebevoll OLD CABBAGE HEAD (Alter Kohlkopf) genannt wird. Sie diente Generationen von Menschen, die nach Florida kamen als Lokomotive, und  Generationen von Kindern durften später darauf herumklettern.
 In den 1850er Jahren erreichten Reisende ihr Ziel in Florida mit Zügen, die von solchen Lokomotiven gezogen wurden.

Aber nicht nur immer neue Siedler, sondern auch  Vieh und Holz wurden von und nach Florida und an die Häfen Floridas transportiert. Zentralflorida hatte sich zu einem wichtigen Viehlieferanten für die Staaten an der Ostküste Amerikas entwickelt.

Der findige junge K. Wiggins war der erste, der ca. 1855 Backsteine in diese Gegend transportieren und daraus auch gleich selbst ein Hotel für die Reisenden bauen ließ! 




 Schlau wie er war, richtete er auch einen `Gemischtwarenladen` , vielleicht würden wir heute Kaufhaus sagen,  für die Reisenden, die Siedler und die gesamte Region ein.


Da gab es alles, was für das Leben notwendig war! Vom Werkzeug für die Landmaschinen, das Öl für die Lampen,  vom Salz oder Zucker bis zum Getreide zum Brotbacken, Stoffe, Schuhe - alles gab es zu kaufen. Der Laden ist noch gut erhalten, und wenn man die Waren betrachtet, fühlt man sich gleich um hundertfünfzig Jahre zurück versetzt!






Dieses Haus wurde von der Familie Stevens 1894 aus Pinienholz gebaut und ist ein sehr gutes Beispiel für die damalige, dem Klima sehr gut angepasste Bauweise. Außerdem sieht es total gemütlich aus, oder?

Siedler in Florida mussten unbedingt für ausreichende Lüftung und Kühlung ihrer Häuser achten. Durch die Hitze und die viele Feuchtigkeit konnte sich schnell überall Schimmel bilden.
Deshalb baute man den Fußboden ungefähr einen halben Meter von der Erde entfernt und ließ zwischen den Fußbodenbrettern ziemlich breite Ritzen, durch die immer ein kühlender Luftzug streichen konnte.   Rund ums Haus gab es schattige Balkone, auf denen die Schaukelstühle im Wind hin und her schaukelten oder auch die - für den amerikanischen Süden so typische - an Ketten aufgehängte Bank.
 

Auf dem schattigen Balkon kann man etwas Kühlung finden.




Überall im Manatee Village finden wir schöne Weihnachtsdeko. Nächste Woche findet hier eine große Weihnachtsfeier statt.












Alles ist geschmückt! Santa Claus kann kommen.


Hinter dem Haus lag der Gemüsegarten im Schatten großer Bäume.
























Mit dem Bau dieser Kirche wurde 1887 begonnen.
Aber es brach eine Gelbfieber - Epedemie aus, und der Pastor und viele Mitglieder der Kirchen - gemeinde starben.
So wurde die Kirche erst zwei Jahre später fertig. Sie gehörte der ersten christlichen Gemeinde südlich von Tampa und wurde auch als Versammlungsort genutzt.


 



Das Innere der kleinen Kirche ist sehr einfach und bescheiden.
Die Sitzbänke mussten von den jeweiligen Gemeindemitgliedern gekauft  werden. Also - wer sitzen wollte, musste erst ein Stückchen Bank erwerben....
Ein Foto aus den 1870ern. Mr. und Mrs. Harlee



Damals wie heute wollen junge Paare gern in dieser Kirche getraut werden!







Zu jedem Dorf gehört natürlich eine Schule. Diese Schule wurde 1908 gebaut, so wie damals die Schulen in ganz Amerika. Es gab nur einen Raum für 10 - 25 Schüler im Alter von 10 bis 21 Jahren.
Der  Unterricht dauerte von 8.00 Uhr bis 16.30 Uhr, und die Schüler brachten sich ihr Essen in Töpfen mit. (Neben dem Lehrerpult steht so ein ´Henkelmann´). Die Lehrer und Lehrerinnen wurden sehr schlecht bezahlt und wechselten deshalb häufig die Stelle.


Das vordere Häuschen ist die kleine Schule!
In dem hinteren befindet sich der Gerichtssaal!







Das Gerichtsgebäude wurde 1866 gestiftet von Josiah und Mary Gates, die die ersten dauerhaften Siedler in der Gegend waren.






Zu dem Dorf gehörte natürlich auch eine Schmiede. 

Es siedelte sich ein Schiffsbauer an, nachdem 1865 Capt. John Fogarty im Manatee River Schutz vor einem Wirbelsturm  gefunden hatte. Der Fluss bot einen natürlichen Hafen, und so bildetet sich im Laufe der Jahrzehnte eine bedeutende Bootsbau - Industrie heran. Hunderte von Segelbooten, aber auch Dampfschiffe wurden hier gebaut.







Zu gern hätten wir uns noch länger mit all den Geschichten, die in diesen alten Häusern und Sachen stecken, beschäftigt!

Aber wir haben  Sehnsucht nach Strand und Wind und Wellen und hoffen, dass sich die Nebelwolke über unserer Insel inwischen verzogen hat!!



Und so war es dann auch!
Herrlicher Sonnenschein und Wärme empfingen uns aud unserer Insel,  und wir konnten noch einen langen Strandspaziergang machen.






















1 Kommentar:

  1. Sehr interessanter Bericht! Und wie die Bewohner ihre Geschichte erhalten und pflegen! Sind in diesem alten general store die Waren tatsächlich noch aus dem 19.Jhd, oder haben die Leute Sachen nachgestellt? Wie gehen wir mit unserer Bürgergeschichte um? Zeugnisse aus alter Zeit finde ich auf dem Flohmarkt und wundere mich, dass sie da einfach rumliegen.
    Danke, liebe Ute, für diesen Bericht! DM

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