Freitag, 17. November 2017

Tei 15 Bei Indianern, Pilgermüttern und Pilgervätern

                       Wie alles begann......





Auf unserem Weg zurück nach Boston kommen wir vorbei an der 
                                    
                       Plimoth Plantation.  


Die Plimoth Plantation ist eine Art Museumsdorf. 
Hier wird erzählt, wie das damals gewesen ist vor  rund 400 Jahren, wie das alles angefangen hat mit Amerika und den Indianern und  der Einwanderung und der gesamten Entwicklung und Geschichte,  
die sich daraus ergeben hat.




 


Wir brauchten nur durch das große Eingangstor zu gehen und schon begann für uns eine Reise in eine andere  Zeit. 



Wir waren plötzlich zu Gast bei den Menschen, die vor ein paar Monaten die Fahrt mit der MAYFlOWER von England aus über den Atlantik gewagt haben. 

Sie leben  nun in diesen einfachen Hütten, lernen mit den neuen Verhältnissen zurecht zu kommen. 

Jeder Tag ist ein neuer Kampf  ums Überleben.






Mabel erzählt: "Ganz einfache, schlichte Hütten haben die Männer gebaut. Es musste ja  schnell gehen, weil der Winter schon bald begann.
Das Holz musste  erst einmal geschlagen, heran geschafft und zum Bauen vorbereitet werden. 
Wir mussten alle mit anpacken. Das war schwere Arbeit und meine Hände haben so manches Mal geblutet.

Der erste Winter hat uns arg zugesetzt. Mehr als einhundert unserer lieben Glaubensschwestern und - brüder  sind  gestorben.


Fast wären wir alle elend zugrunde gegangen. Es war so kalt, wie wir es noch nie erlebt hatten. Der Schnee machte es fast unmöglich, die Hütten zu verlassen und unsere Vorräte waren schnell aufgebraucht."
"Ja, ja, mit der MAYFLOWER sind wir gekommen. Damit sind wir über den Atlantik gesegelt. Ich hatte schreckliche Angst vor der langen Fahrt. 

Immerhin waren wir zwei  Monate unterwegs. Es war sehr, sehr stürmisch und manches Mal habe ich gedacht, 
wir werden es nicht schaffen.
Aber Gott hat uns beschützt."










"Bevor in unseren kleinen Gärten etwas wachsen konnte, brach der fürchterliche Winter herein, und alles ist erfroren.
Gut, dass die Wilden uns dann über den Winter geholfen haben. 
Sie gaben uns Mais und Süßkartoffeln, Kürbisse und Karotten.

Sonst hätte keiner von uns überlebt.
Im nächsten Frühjahr wurde dann alles besser, und nach einem schönen  Sommer und einer guten Ernte konnten wir unser erstes große Fest feiern."

















Doreen mischt sich ein:

"Was alles auf den Tisch kam? 

Ach, es war so gut und so lecker gekocht!


Wenn ich daran noch denke:




Es gab Truthahn, Mais, Kürbis, Karotten, Süßkartoffeln, Äpfel, Nüsse, Cranberries. 

Was für ein Fest das war! 


Wir hatten monatelang gehungert, und nun wollten wir Gott für unser Überleben mit einem kräftigen Mahl danken.
Da läuft mir immer noch das Wasser im Mund zusammen!"



 
"Ohne die Wilden  hätten wir es nie geschafft. Sie nennen sich "Wampanoag", was wohl soviel bedeutet wie 
"Volk des ersten Lichts", 
denn sie begrüßen  hier in ihrem Stammesgebiet   die aufgehende Sonne jeden Morgen wieder voller Ehrfurcht.

Unserem großen Fest haben wir den Namen
"Thanksgiving" gegeben!
Wir  und - so Gott will - unsere Nachfahren werden dieses Erntedankfest nun jedes Jahr feiern
und Gott für seine Güte danken".




Frederick berichtet, dass er  aus Holland zu den
Gläubigen gekommen ist und erzählt:
"Ja, natürlich haben wir die Wilden zu unserem Festmahl  eingeladen. 

Gott hat sie uns ja geschickt, damit wir hier in seinem Geist leben können, sein Wort in die Welt hinaus tragen und dieses Land zu seinem Land machen.



Wir lehnen alles ab, was unnötiger Tand und Zierde ist. 

Gott will, dass wir uns selbst regieren. 
Jedes Bischofsamt ist Teufelswerk!!
Wir haben uns von unserer Kirche, der Church of England,  losgesagt und leben hier den reinen, wahren Glauben! Unsere Gemeinde ist direkt Gott unterstellt. Wir glauben, dass das Gottes Wille ist."








Auch hier werden wir herzlich begrüßt.

Shania lädt uns ein, und wir dürfen einen Blick in ihr Wetu werfen.
Gemütlich ist es hier. 
Shania erzählt: 
"Im Winter sind wir  mit allem, was wir hatten, in die Wälder gezogen und haben unsere Wetu dort wieder aufgebaut. Wir  haben viele  Felle an die Wände gehängt, um uns gegen die Kälte zu schützen.
Im Frühling, wenn der Schnee geschmolzen war und die Sonne uns die ersten warmen Strahlen geschickt hat, sind wir wieder hierher zurück gekommen und haben unsere Gärten angelegt. 
Die Erde hier ist fruchtbar."




Sie möchte nicht viel erzählen  über die Fremden, die über das Wasser gekommen sind. 
"So elend waren sie, fast verhungert.
Da mussten wir doch helfen und von unseren Vorräten abgeben. 
Hätten wir gewusst, dass immer mehr von ihnen kommen würden - wir hätten  uns vielleicht anders verhalten?!"

"Sie waren zu uns so nett und höflich und haben immer wieder ihrem Gott gedankt! 
Dabei haben WIR ihnen doch zu essen gegeben. 
Ihr Gott hätte sie doch glatt verhungen lassen!

Doch schon bald kamen Männer mit Waffen und Helmen auf dem Kopf und haben  uns unser Land weggenommen."




Chogan, "Der mit dem Feuer umgehen kann", steht an seinem Einbaum und spricht:

"Die Fremden sind mit großen Schiffen gekommen. 
So etwas hatten wir noch nie gesehen. 
Viele Baumstämme brauchten die Fremden, um so etwas zu bauen.

Für uns reicht ein Baum, mit dem wir 
zum Fischen hinaus auf das Meer fahren.
Die Rinde nehmen  wir für unser Wetu, dann hölt ein Feuer den Stamm aus und macht ihn wasserdicht. Das ist eine große Kunst, die wir an unsere  Söhne weitergeben." 









                             Ja, so war das mit unserer
                                             
                             Zeitreise!


Eigentlich waren wir ganz froh, als wir  durch das Tor wieder zurück in unsere Welt gehen konnten.


Unsere Gastgeber haben uns genau erzählt, wie es damals war!

Wir sind natürlich beeindruckt von ihrem  Mut, die Heimat zu verlassen und von ihrer Zuversicht, dass sie hier in dem fremden Land ein neues Leben aufbauen können.

Aber schon bald kamen immer mehr Gläubige über den Atlantik in die Neue Welt.  
Und noch mehr Gläubige  brauchten noch mehr Land, noch mehr Holz zum Bauen, noch mehr Ackerflächen, um sich und ihre Familien zu ernähren..... 


..........und dann war es - wie wir ja heute  wissen - bald aus mit der Freundschaft zu den Einheimischen. 



Schon 1637 gab es den ersten Krieg 
zwischen den Siedlern und den Indianern. 
(Pequot War, 1637 - 1639)


 Immer weiter wollten die Siedler in die Stammesgebiete der Indianer vordringen und sich das Land - meist gewaltsam - aneignen. 



Sie brauchten Holz zum Bauen und Tierfelle 
und Pelze für den Handel mit Europa. 


Die Kolonisten gingen immer wieder mit großer Brutalität gegen die Indianer vor, beanspruchten  immer mehr Land, verweigerten den Indianern bald das Recht zu jagen und ihre Stammesgebiete zu nutzen, wie sie das seit Jahrtausenden gemacht hatten.


Nach all den Erzählungen kommen wir schnell wieder in die Wirklichkeit zurück und wissen nun noch ein bisschen genauer, 
wie das damals gewesen ist. 

Die romatische Verklärung der Ereignisse von 1621
gehören zur amerikanischen Folklore und 
die  Familientreffen 
und  großen Thanksgiving - Essen 
sind Tradition, haben mit dem eigentlichen Anlass so gut wie nichts mehr zu tun.
Sie werden (wahrscheinlich) genau so geliebt oder gehasst wie bei uns die Verwandtenbesuche zu Weihnachten.
















































2 Kommentare: